Donnerstag, 3. Mai 2018

Der kleine Prinz. Noch 5 Planeten, die der kleine Prinz zwischen dem sechsten und dem siebenten Planeten besuchte.



Der kleine Prinz. Noch 5 Planeten, die der kleine Prinz zwischen dem sechsten und dem siebenten Planeten besuchte.
***
Nach dem sechsten Planeten erreichte der kleine Prinz einen anderen Planeten. Der Planet sah wie ein halbierter Ball aus.
Vielleicht könnte ich für meine Rose so einen Schutz bauen, überlegte der Prinz kurz und trat in dem großen Saal ein. Der Eingang war mit großen Buchstaben gekennzeichnet: P A N O P T I C O N, buchstabierte der Junge. Der Saal schien leer zu sein. Doch als sich der Prinz noch genauer umschaute, sah einen Turm. Er liebte Türme. Von Türmen konnten die Sonnenuntergänge am besten betrachtet werden. Schnell lief er zum Turm, machte eine Runde herum und fand eine Treppe.
Jetzt kann ich das ganze PANOPTICON sehen. Ich werde alles sehen, murmelte er und stieg die Treppen höher und höher. Der Turm war sehr hoch. Die Treppen endeten sich in einer kleinen Kammer mit dem großen Glasfenster. In der Kammer war niemand. Irgendwie hat der kleine Prinz mehr von diesem Turm erwartet.
Es ging zu dem großen Glasfenster und erst jetzt sah er sehr viele, kleine Zimmer mit ebenso großen Glasfenstern.
Er fand die vielen Glasfenster sehr spannend und beobachtete sie. Beobachtete und beobachtete. So konnte er alle diese Glasfenster durchblicken und entdeckte hinter den Glasfenstern die Schatten. In einer Kammer fand er einen Schatten, der etwas aß. Der Schatten gegenüber in der Zelle wiederholte die Essensbewegungen, und noch dritte Schatten fing zu essen, und dann der vierte, dann der fünfte, dann alle. Der Prinz fand das sehr amüsant. Er setzte sich an das Glasfenster des Turmes und schaute die gleichen Bewegungen in unzähligen Zellen an. Er machte nicht mit. Er verstand deren Sinn nicht. Er fühlte sich alleine in dem Turm. Aber einander konnten die Schatten sich auch irgendwie nicht sehen, sie sahen nur Schatten von einander. Wie der Prinz eben die Schatten sah.
Können sie mich sehen?
Können sie mich sehen?
Fragte sich der Junge mehrmals und stieg die Treppen des Turmes wieder runter. So einen Planeten hatte er noch nie zuvor gesehen.
Das Besondere an diesem Planeten war, dass mich niemand sah, sich einander auch nicht, aber sie haben alle so getan als ob sie einander sahen.
***
Auf dem nächsten Planeten wohnte ein Konsument. Der Planet war voll mit den Dingen: Klamotten, Geschirr, Möbel, Essen, Spielzeug. Groß und Klein, Bunt und Einfarbig, schön und nicht so schön. Der ganze Planet war so überfüllt, dass der kleine Prinz kaum Platz zum Stehen hatte. Er entschloss sich, den Konsumenten von Nahen zu sehen.
Er schob die kleinen Sachen hin und her, wenn die Sachen groß waren, kletterte er runter, oder sprang drüber. Er fand das Spiel lustig. So erreichte er den Konsumenten, der gerade etwas suchte.
-         Hallo, sagte der Junge.
-         Hm, Hallo, ich bräuchte noch rund und bunt, dann passt es hier zu den anderen Sachen.
-         Wie bitte? -Der Prinz hatte die Begrüßung nicht verstanden.
-         Ah, du verstehst das nicht. Man muss immer an so vieles denken. Alle Dinge müssen zu einander passen!
-         Aber ich denke, dass hier deine Dinge gar nicht zueinander passen, weil es so viel sind.
-         Eben. Viel. Dann brauche ich noch mehr davon.
-         Ich habe nur einen Schal, ein Hemd und eine Hose und die Schuhe noch. Mehr brauche ich nicht. Ich kann trotzdem fliegen. Ich… Ich konnte trotzdem auf meine Blume aufpassen.
Der Konsument bekam die letzten Worte von den Prinzen nicht mehr mit, weil er weitersuchen musste.
Was muss er noch suchen? Er hat ja schon sehr viele Dinge. Und ich, ich brauche gar nicht so viel.
Der Blume sollte nicht kalt werden. Er flog weiter.

***
Er sah einen weißen Planeten von Fern und flog hin. Als er auf dem Planeten landete, sah er einen großen Eisbären. Dann schaute er sich um und merkte, dass der Planet gar nicht so weiß, war. Die Farbe kam von dem Eisbären und der Planet war eigentlich grau.
-         Hallo, begrüßte der kleine Prinz den Eisbären, der gerade schwarze Flecken von sich mit der Zunge entfernte.
-         Hallo, antwortete Eisbär beschäftigt. Ich muss jetzt mich putzen. Ich muss mich ständig putzen.
-         Putzen? Wunderte sich der Junge. Ich wusste nicht, dass Eisbären sich ständig putzen müssen.
-         Ja. Nein. Früher mussten wir uns nicht ständig putzen und unser Fell war viel flauschiger und weißer. Aber nachdem Wasser schmutzig geworden ist, putzen wir uns. Ja. Nun. Und früher gab viel mehr Eis und Fische zum Essen.
-         Warum?
-         Ich weiß es nicht warum. Es ist so.
-         Warum ist es so? Wollte der kleine Prinz unbedingt herausfinden.
-         Ich weiß es nicht, sagte der Eisbär.
-         Willst du es nicht wissen?
-         Ich weiß es nicht. Antwortete der Eisbär. Und putzte noch sorgfältiger sein Fell weiter.
Dann drehte sich der Junge zurück und schaute sich auf dem elenden Planeten um. Er sah so wenig Eis, kaum Fische und grün-graue Dinge im Wasser. Er flog weiter.
***
Beim Abflug sah er noch zwei kleine Planeten die sehr nah zu einander standen. Der kleine Prinz hatte bis jetzt nur einzelne Planeten besucht. Er wurde neugierig. Und flog hin. Er konnte sich nicht entscheiden, auf welchen Planeten er landen sollte, daher beobachtete er die Nachbarplaneten von oben. Gleichzeitig. Auf den Planeten wohnte jeweils ein Kämpfer. Die Kämpfer wohnten in einem Grab und hielten einen langen großen Stab. Beide Kämper schauten einander an und zielten die Stäbe auf einander. Sonst bewegten sie sich nicht.
Der kleine Prinz wusste nicht, welchen Kämpfer er fragen sollte, warum sie einander mit Stäben abzielen mussten. Er wollte die Routine der Nachbarplaneten nicht ruinieren und flog weiter.

***
Er flog und landete auf einem Planeten. Der Planet war eingezäunt. Auf dem Planeten wohnte ein Gärtner.
-         Hallo, begrüßte der Prinz ihm.
-         Hallo, antwortete der Gärtner, der gerade mit größter Sorgfalt seinen Blumen Wasser gab.
-         Wer bist du? fragte der Prinz.
-         Ich bin der Gärtner. Ich mache hier alles. Ich gieße die Blumen, Ich bringe die Ernte ein, ich passe auf die Blumen auf, damit sie nicht gefressen werden oder von den Fremden nicht kaputt gemacht werden.
-         Von den Fremden? Fragte der Prinz neugierig. Wer sind die Fremden?
-         Die Fremden sind die, die über meinen Zaun leben und falls sie reinkommen, meinen Garten ruinieren.
-         Woher weißt du, dass die Fremden deinen Garten ruinieren?
-         Ich weiß es eben. Die Fremden ruinieren immer schöne Gärten, antwortete der Gärtner selbstbewusst.
-         Ich hätte mich gefreut, wenn ein Fremder auf meinem Planeten gewohnt hätte. Dein Garten ist viel größer als mein Planet. Ich hätte mit den Fremden gemeinsam auf meine Vulkane aufgepasst. Ich wäre vielleicht nicht weggeflogen… sagte er zu dem Gärtner.
Aber der Gärtner hatte sich schon umgedreht und goss jetzt andere schöne Blumen.
Der Prinz flog weiter.
Tamar Beruchashvili, 3. Mai, 2018
Lieben Dank an Regine Pilz für ihre wertvolle Anregungen